Der Technoclub als gelebte Utopie?
| Dauer | 2 Unterrichtseinheiten |
| Schulstufe | ab der 11. Schulstufe |
| Methodisch-didaktische Hinweise | Methodisch und kompetenzorientiert werden vor allem die Vorteile der Heterotopien für eine fantasievolle Praxis am Rande des gesellschaftlich Etablierten betont. Dazu wird didaktisch erläutert, wie der kritisch-analytische Zugang in der Auseinandersetzung mit Utopien phänomenologisch und kreativ vertiefend zu ergänzen ist. Im Vergleich zum "Alles oder Nichts" der Utopien, dessen rigoroser Anspruch das Analysieren, Beurteilen und eigene Entwerfen der Zeit- und Raummodelle durch die hohe Anforderung erdrücken kann, spannen Heterotopien eher "Durchgangszonen" auf, in denen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Wirklichkeit wahrnehmbar und reflektierbar werden. Im Unterricht können und sollten aber auch Nachteile von Heterotopien behandelt werden, die sich am besten im Vergleich erarbeiten lassen – das heterotope "Dazwischen", das Mögliche und Unmögliche, kann bei der Beschreibung und Beurteilung durchaus "unscharf" bleiben. |
| Materialien | Arbeitsblätter |
| Lehrplanbezug | Psychologie und Philosophie, Ethik |
| Quelle/Autor | Autor: Florian Wobser |
| Aktualisiert | 2.12.2025 |
Ablaufbeschreibung
Thematische Hinführung
Der mehr oder weniger subkulturell geprägte Musik- und Lebensstil Techno hatte seine größte Zeit schon in den 1990er-Jahren; elektronische Musik ist jedoch bis heute, auch unter vielen Heranwachsenden, beliebt. Ein Club ist eine Art black box, ein Möglichkeitsraum, in dem AkteureInnen sensorisch-performativ ein Fest feiern, das von einer Illusionierung durch Musik und Lichteffekte lebt und für das – berauscht oder nüchtern – eine ganz andere Zeit gilt. Jeder Technoclub polarisiert, weil diese "Strommusik" und deren Atmosphäre nur geliebt oder gehasst wird – was den einen gelungene Eutopie ist, ist den anderen misslungene Dystopie. Im Gegensatz zu Eutopien/
Dystopien, in denen unmögliches Glück oder mögliches Unglück häufig in aller Zuspitzung erscheint, verfügen Heterotopien im Kleinen und Bestehenden über eine Andersartigkeit, die hier ungewöhnlicherweise als unmöglich markiert wird, weil sie quer zu jener Logik der definitorisch eben nicht möglichen Utopien steht und mit ihr die gegebene Wirklichkeit selbst auf das Mögliche und Unmögliche hin überprüft werden soll.
Dystopien/Eutopien sowie Heterotopien wurden bereits vor diesem Unterrichtbeispiel eingeführt. Der Unterrichtsablauf kann in drei Phasen gegliedert werden.
In der ersten Phase sollen die SchülerInnen sich grundsätzlich als an der Popkultur partizipierende AkteurInnen individuell beschreiben und begreifen. Dabei erkennen sie, dass auch die (Sub-)Kulturen eine Sphäre von Wertvorstellungen sind, die eine ethische Dimension besitzt, was in den Gesamtzusammenhang um Eutopien/Dystopien einzuordnen ist (A1).
In der zweiten Phase tritt als ein anschauliches Beispiel die filmische Dokumentation zur „Bar 25“ (Regie: B. Mischer/N. Yuriko, D 2012) ins Zentrum der Analyse und kritischen Reflexion: Welche Erwartungen weckt das Intro mit welchen filmischen Mitteln? Wie ist die in diesem Club audiovisuell eingefangene Atmosphäre zu beschreiben und zu bewerten? Mit der "Atmo" in dem Club sind Wertevorstellungen verbunden – sind diese, auch im weiteren Kontext der Eutopien/Dystopien, als Heterotopie zu begrüßen oder zu kritisieren? (A2-4)
Teil der Dokumentation ist in der dritten Phase eine Konfrontation zwischen dem Gesetz und den Werten des Clubs und der bunten Szene – wie ist dieser Konflikt, der für das Spannungsfeld aus dem Alten und dem Neuen stehen kann, schließlich (produktionsorientiert) zu beurteilen? (A5)
