Ein Wahlrecht für alle?
| Dauer | 3 bis 4 Unterrichtseinheiten |
| Schulstufe | ab der 9. Schulstufe |
| Methodisch-didaktische Hinweise | Als politikdidaktischer Bezugsrahmen dient das Konzept der Inclusive Citizenship Education. Grundidee dieses Ansatzes ist es, gesellschaftliche Konstruktionen von Bürgerschaft zu analysieren, Exklusionsmechanismen zu identifizieren und nach existierenden wie anzustrebenden Möglichkeiten der Inklusion zu fragen. Der Vorschlag orientiert sich am politikdidaktischen Prinzip der Zukunftsorientierung. Lernende sollen im Rahmen dieses Beispiels politische Urteils- und Handlungskompetenz trainieren, aber auch ihre fachlichen Vorstellungen zum Konzept Macht elaborieren. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen eines einfachen Planspiels. |
| Materialien | Arbeitsblätter |
| Lehrplanbezug | Geschichte und Politische Bildung, Ethik |
| Quelle/Autor | Autor: Robert Hummer |
| Aktualisiert | 2.12.2025 |
Ablaufbeschreibung
Thematische Hinführung
Die Frage, wer in welcher Form mitbestimmungsberechtigt sein sollte, stellt eine der Grundfragen politischen Denkens dar. Sie ist eng mit der Verteilung und Kontrolle von Macht verwoben, ruft seit jeher Konflikte hervor und weist einen hohen Aktualitätsbezug auf. Letzterer ergibt sich aus der Kluft zwischen Wohn- und Wahlbevölkerung, von der europaweit mehr als 30 Millionen Menschen betroffen sind. Bei der Nationalratswahl 2024 durften 19 Prozent der Bevölkerung im wahlfähigen Alter als ausländische EU-BürgerInnen oder Drittstaatsangehörige nicht wählen. In den urbanen Zentren bewegt sich der Anteil der Ausgeschlossenen zwischen einem Viertel und einem Drittel der wohnansässigen Bevölkerung. Diese Kluft steht in einem Spannungsverhältnis
zur Idee der politischen Gleichheit und untergräbt die Legitimität demokratisch gewählter Institutionen.
In Phase 1 werden neben einem größeren Plenarbereich fünf kleinere Bereiche für die
Gruppenarbeit benötigt. Die Sequenz beginnt mit einer Einführung und der Rollenvergabe. Die Lehrperson fungiert als Spielleitung, während die Lernenden in fünf Gruppen die zugewiesenen Rollen einnehmen.
Danach startet in Phase 2 die eigentliche Spielphase. Material 1 (M1) und M2 dienen zur inhaltlichen Vorbereitung der SchülerInnen. In einem Parlamentsausschuss behandeln die SchülerInnen ein BürgerInnenbegehren zur Ausweitung des Wahlrechts (M3). Alle fünf Parteien beziehen zum Antrag Stellung. Dabei sind die Rollenkarten (M4) zu berücksichtigen, wobei die Einnahme einer utopischen Position in drei Fällen möglich wäre (Parteien der Arbeit, Menschenrechte und Möglichkeiten). Die jeweilige Position wird in Form eines kurzen Statements dargelegt. M5 stellt dazu argumentative Standpunkte (pro/contra) bereit. Die Moderation der Sitzung obliegt der Lehrperson.
Anschließend sind die einzelnen Gruppen aufgefordert, miteinander in Sondierungsgespräche zu treten. Die "Produkte" der Sondierungsphase gilt es abschließend im Plenum zu präsentieren. An dieser Stelle endet das Planspiel, zumal das Szenario bewusst keine Informationen zur Mandatsstärke der Parteien enthält.
Die Lehrperson ist an dieser Stelle angehalten, von der Spiel- zur Auswertungsphase als
Phase 3 überzuleiten. Diese Phase ist für den Lernprozess von zentraler Bedeutung und sollte mindestens eine Einheit in Anspruch nehmen. Zu berücksichtigen gilt es dabei den Dreischritt aus Nachbetrachtung des Spielverlaufs, Reflexion der Spielerfahrung sowie Rückbindung des Spielgeschehens an politische Realitäten und eigene Erfahrungen.
