
Der Prozess der digitalen Transformation bringt bestimmte Herausforderungen im Bereich der Ethik und Empathie mit sich, denen sich diese Domäne widmet.
Die philosophische Disziplin der Ethik stellt die Frage danach, welche Prinzipien, Normen und Werte als Maßstab für gute oder schlechte Handlungen gelten können. In Abgrenzung dazu bezeichnet Moral ein bestimmtes System von Normen und Werten. Mit der digitalen Sphäre beschäftigen sich vor allem die Teilgebiete der Informations- und der Medienethik.
Empathie hingegen bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, die Gefühle oder Perspektive einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Empathie wird grundsätzlich positiv gesehen, sie kann allerdings auch als wirksames Instrument zur Manipulation von Menschen missbraucht werden. Gemeinhin wird zwischen folgenden Formen von Empathie unterschieden:
- Emotionale Empathie: auch emotionale Sensitivität oder Mitgefühl, das Gleiche wie andere Menschen empfinden
- Kognitive Empathie: Perspektiven, Gedanken und Absichten anderer Personen nachvollziehen und daraus deren Verhalten herleiten
- Soziale Empathie: komplexe soziale Gefüge, beispielsweise Teams oder Familienverbände, verstehen und deren Verhalten voraussagen
In Bezug auf das Onlineverhalten von Menschen zeigt sich, dass durch die Kommunikation über ein Interface (technisches Gerät wie Smartphone oder Bildschirm, Web-Cam und Mikrofon etc.) emotionale Empathie erschwert wird. Einem Menschen nicht gegenüberzustehen, sondern unter einem Post etwas zu kommentieren, geht oft mit einem Verlust an Empathie und Selbstbeherrschung einher. Die postende Person äußert etwas, was sie einem anderen Menschen nicht von Angesicht zu Angesicht mitteilen würde. Dies wird auch als Online-Disinhibition-Effect (dt.: "Online-Enthemmungseffekt") bezeichnet.
Aber Digitalität ist nicht ausschließlich ein Phänomen, das empathisches Verhalten vermindert oder gar verhindert. Mit Hilfe von digitalen Spielen (vulgo Computerspielen) kann mit sozialen Rollen experimentiert und so kognitive oder soziale Empathie eingeübt werden. Gerade Multiplayer Games (Spiele, bei denen mehrere menschliche Spielende beteiligt sind) bieten neben dem Genre der Roleplay Games (digitale Rollenspiele) hierfür ein besonderes Potenzial.
Ethik kann sich auf vielfältige Art und Weise mit Digitalisierung auseinandersetzen. Das Feld der digitalen Ethik bietet Antworten auf die Frage, welche Normen und Werte den Rahmen für die Implementierung und Anwendung digitaler Technologien bilden sollen.
Konkrete Anknüpfungspunkte
- Aus digital mach real: Rollenspiel mit dem Text aus echten Social-Media-Diskussionen als Grundlage für eine Reflexion über Empathie im Netz.
- Story statt Shitstorm: Entwicklung eines Social-Media-Beitrags, der für Empathie im Netz wirbt.
- Avatare mit Herz?! Wie wirkt sich der Spannungsbogen zwischen Selbstinszenierung und echten Gefühlen bei der Gestaltung digitaler Identitäten auf empathisches Verhalten aus?
- Digitaler Humanismus oder libertärer Transhumanismus: Welche ethischen Prinzipien liegen der jeweiligen Strömung zugrunde?
- Was darf KI entscheiden? Prädiktive KI (KI die Voraussagen in Bezug auf Verhalten oder Ereignisse trifft) als Teil des New Public Management: Der Jobchancen-Algorithmus des AMS.
- Ethik im Computerspiel? Moralsysteme von digitalen Spielen als Ausgangspunkt einer Debatte oder als Analysegegenstand.
- Die Grenzen des Spielbaren: Was darf man in Computerspielen (nach-)spielen und was nicht? Das digitale Spiel "KZ-Simulator" als rote Linie, doch wo fängt der Graubereich an?
Lehr-Lern-Setting: Ethik ex Machina
Dieses Lehr-Lern-Setting widmet sich Dilemma-Situationen im Zusammenhang mit selbstfahrenden Autos und zielt auf eine Werturteilsbildung in Bezug auf Entscheidungen in diesen Dilemma-Situationen ab.
Im Sinne des Subjektorientierten Lernens werden die Normen und Werte der Lernenden über die Werturteilsbildung in den Mittelpunkt gestellt.
Hier gehts zum Lehr-Lern-Setting.
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