Politische Bildung zum Mitnehmen

Kultur & Events
Sharon Muska / 04.05.2017
(c) Daniel Weber

Das Palais Epstein, Heimstätte der Demokratiewerkstatt, ist gut besucht, die Räumlichkeiten gefüllt. 70 Jugendliche und deren Begleitpersonen – meist LehrerInnen – lauschen gespannt den Eröffnungsworten von Dorothea Steurer. Sie ist Mitarbeiterin des Zentrum polis, welches sich zum Ziel gesetzt hat, Kindern und Jugendlichen aller Altersklassen Politik näherzubringen. Das Programm für den Nachmittag ist rasch erklärt, zunächst wartet ein interaktives Rollenspiel auf die BesucherInnen, anschließend wird mit namhaften Politikern (anwesend waren ausschließlich Männer) diskutiert werden. Schnell finden sich die Jugendlichen in Gruppen zusammen, alle sind gespannt, dann geht es los.

Dieter Zirnig ist der Kopf hinter neuwal.com, einer Website, die sich auf das Publizieren von Wahlumfragen und Transkriptionen politischer Interviews spezialisiert hat. Der neueste Coup von neuwal heißt „Elefantenrunde“ und präsentiert sich in Form eines Kartenspiels, das in Zusammenarbeit mit Maximilian Eberl entstanden ist. In diesem schlüpfen die SpielerInnen in die Rolle einer Partei oder der WählerInnen und müssen Fragen zu diesen politischen Positionen wahrheitsgemäß beantworten. Das Spiel funktioniert ähnlich wie „Werwolf“, bietet jedoch einen zusätzlichen Lerneffekt – rasch ist man mit den Positionen der Parteien in wichtigen politischen Themen vertraut. Die „Elefantenrunde“ benötigt zwar ein wenig Übung, bietet so aber genug Motivation, um in der vorgegebenen Zeit eifrig gespielt zu werden.

(c) Daniel Weber

Zugegeben, Veranstaltungen mit SchülerInnen-Beteiligung sind nur selten Treffpunkt politischer Prominenz. An diesem Nachmittag ist das jedoch anders. Andreas Schieder (SPÖ), Matthias Strolz, (NEOS), Robert Lugar (Team Stronach), Wolfgang Gerstl (ÖVP), Harald Walser (Die Grünen) und Werner Herbert (FPÖ), stellen sich den Fragen der Jugend. Drei Klubobmänner, ein Verfassungssprecher, ein Bildungssprecher und ein Bundesratsabgeordneter – diese Bilanz kann sich sehen lassen. Dann erklären die Herrschaften ihre Positionen, beantworten Fragen, diskutieren. Beliebte Themen sind das Bildungssystem, die kommende Nationalratswahl sowie die Migrations- und Integrationsthematik. Welche Partei insgeheim die größte Zustimmung erhält, bleibt ein Geheimnis. In jedem Fall kann die Veranstaltung als gelungen bezeichnet werden, selbst wer sich davor nicht für Politik interessiert, hat danach einen informativen Einblick gewonnen.

Um diesem Artikel auch eine kritische Komponente mitzugeben, stellen sich mir aber noch einige Fragen. Warum finden solche – oder vergleichbare – Events nur selten im Rahmen des regulären Schulunterrichts statt? Warum müssen Jugendliche ihre Ausbildungsstätte, die Schule, verlassen, um etwas über Politik zu erfahren? Natürlich, politische Bildung ist Teil des Geschichtsunterrichts und wird von Lehrkraft zu Lehrkraft unterschiedlich stark behandelt, findet im Worst Case jedoch kaum im Unterricht Platz. In manchen Schultypen ist es zwar schon fixer Unterrichtsgegenstand, im 21. Jahrhundert sollte die flächendeckende Einführung jedoch selbstverständlich sein – damit nicht nur 70, sondern alle SchülerInnen Österreichs von politischem Wissen profitieren.

 

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